Schlanker Materialfluss 2013

Plenum

Die Erlebnisführung bei F. X. MEILLER Fahrzeug- und Maschinenfabrik GmbH & Co KG in München startete mit einem Eingangsvortrag von Herrn Stephan Dichtl und führte anschließend durch das ganze Werk.

Am folgenden Tag stand das Plenum unter dem Motto "Die Potenziale von Lean - heute", welches Herr Frank Hoppe (Projektleitung Netzwerk Logistik, Bayern Innovativ GmbH, Nürnberg) am ‚Vormittag moderierte. An die Grußworte durch den Gastgeber Herrn Dr. Philipp Attig, Bereich PCSE, MAN Truck & Bus AG, München, in dessen Räumlichkeiten die Veranstaltung nun zum dritten Mal stattfand, schloss sich die Begrüßung sowie ein kleiner Auftaktvortrag durch den wissenschaftlichen Leiter der Veranstaltung Herrn Philipp Dickmann an.

Der Fachbuchautor des gleichnamigen Buches "Schlanker Materialfluss", Geschäftsführer der lepros GmbH und renommierter Interimsmanager in Sanierungsfällen Herr Dickmann fand in seinem Auftaktvortrag zum diesjährigen Forum mahnende Worte. Er leitete von den hohen Anforderungen an Produktionsunternehmen in Deutschland über zu gängigen, hochdotierten Beratungskonzepten, die auf zu simplen Einsparungsmaßnahmen beruhen und leider oftmals Unternehmen nachhaltig schädigen und damit in einen "Teufelskreis treiben". "Um erfolgreich zu sein braucht es interdisziplinär abgestimmte, individuell angepasste und nachhaltige Maßnahmen, welche fast immer Lean-Ansätze, Prozesseffizienz, IT, ganzheitlichen Materialfluss sowie richtigen Mannschaftsgeist und Innovationsmanagement beinhalten. Dadurch kann man dann den Standortvorteil Deutschland nützen."

Innovative Logistiksysteme in der Forschung stellte Herr Prof. Dr. Willibald A. Günthner, Leiter des Lehrstuhls für Fördertechnik Materialfluss Logistik an der TU München vor. Die Forschung, vor allem im Bereich Fördertechnik, arbeitet an modularen intelligenten Systemen, wie sie auch letztes Jahr bereits von Herrn Prof. Fuhrmanns vorgestellt wurden. Weitere Trends sind die verstärkte Betrachtung der Arbeitsergonomie in der Intralogistik sowie eine noch weitergehende IT-Vernetzung der operativen Tätigkeiten. Neu ist der noch eher universitäre Trend den "Spieltrieb" des Menschen als Motivationssteigerung in den Arbeitsablauf zu integrieren - Gamification. Die Idee der Forscher ist es, etwa die Software von Lagerlogistik mit Spielelementen zu kombinieren in denen typische Elemente wie das Sammeln von Boni zu einer verbesserten Leistung führen - und das alles ganz "spielerisch".

Die Umsetzung eines komplexen Lean-Konzeptes, kombiniert mit dem Neubau des gesamten Produktions- und Lagerbereiches stellte Alexander Lindner Supervisor Logistik, Sputnik Engineering AG, Biel, Schweiz in seinem Vortrag Lean-Konzepte und ihre Umsetzungsmöglichkeiten vor. Viele konträre Ziele und unterschiedliche Konzepte müssen aufeinander abgestimmt werden, um von einem gewöhnlichen Logistikneugestaltungskonzept zu einem flexiblen und schlanken Materialflusskonzept zu kommen.

Herr Markus Huber Prozesseigner, Process & Organizational Development, Rosenberger Hochfrequenztechnik GmbH & Co. KG, Fridolfing und Herr Dr. Udo Wegmeth, Redpoint Consulting AG stellten die immensen Potentiale vor, welche durch Bedarfsglättung und die von Herrn Philipp Dickmann in den letzten Jahrzehnten als Vorreiter bekannt gemachten Hybriden Steuerungskonzepte möglich sind. Ist das alles - die magst Du wohl nicht…?

Herr Metin Begecarslan Head of Operational Excellence, Siemens AG Sector Healthcare, Kemnath stellte Ganzheitliche Lean Transformation, die dort zur Auszeichnung Fabrik des Jahres 2011 geführt hat in der Kategorie "Hervorragendes Veränderungsmanagement" vor. Ein Umfassendes Restrukturierungskonzept, kombiniert mit begeisternder Fabrikgestaltung - auch durch Farbgebung, stand in diesem Vortrag im Vordergrund. In der Komponentenfertigung der Medizintechnik wurden trotz hoher Fertigungstiefe die Standards der Automobilindustrie erreicht. Menschliche Eigenschaften im Veränderungsmanagement zu unterstützten, anstelle Sie zu reglementieren war ein wesentlicher Punkt. Hierzu integrierte Herr Begecarslan ein anschauliches Beispiel von Gamification in seinem Vortrag, welches sehr schön verdeutlicht, dass viel mehr menschliche Neigungen in unser Arbeitsumfeld eingegliedert werden sollten. Auch wenn dies nicht unmittelbar kaufmännisch belegbare Rendite erwirtschaftet, ist dies ein unverzichtbarer Baustein zum Top-Unternehmen.

Die Vortragsreihe am Nachmittag "Moderne Lean-Methoden moderierte Herr Philipp Dickman, der wissenschaftliche Leiter der Veranstaltung. Oft begnügt man sich mit einem sehr statischen Blick auf den Materialfluss. In den meisten Unternehmen wird das maximal Erreichbare nicht durch den theoretischen Standardablauf, sondern durch die überwiegende Flut an Störungen und Sonderfällen definiert. Die Deutsche Bahn hat durch die Versorgung der Fahrzuge mit Ersatzteilen eine sehr dynamische und äußerst umfangreiche Aufgabenstellung zu erfüllen. Diese erläuterte Herr Johannes Kittel Projektleiter Materialwirtschaft, Deutsche Bahn AG, Frankfurt in seinem Vortrag Störungsreduzierung und Sonderfälle der Beschaffungsabläufe besonders einprägsam.

Sehr anschaulich und systematisch präsentierte Herr Volker Unruh, Redakteur der Zeitschrift Hebezeuge Fördermittel, HUSS-MEDIEN GmbH, Berlin eine Übersicht und die Anbieter von Fahrerlosen Transportsystemen in seinem Vortrag "Praxis und Innovationen in Fördertechnik und bei Fahrerlosen Transportsystemen (FTS)". Zeitgleich zu den Prämieren auf der Fördertechnikmesse, stellte er auch einen systematischen Überblick der Neuentwicklungen vor. Bei Lean Production denkt man unweigerlich erst an die Automobilindustrie. Andere Bereiche wie die Gebrauchsgüterindustrie haben mindestens den gleichen Kostendruck und sind ebenso interessant für Lean-Umsetzungen. Neben hoher Automation wird auch die typische lean-basierte U-Linienproduktion in der Massenfertigung bei Schwan-STABILO Schwanhäußer GmbH & Co. KG, Weißenburg angewandt. Herr Thomas Hildenbrand Manager Production am Standort kombiniert dies mit einer ungewöhnlichen Einbindung von behinderten Mitarbeitern in die Produktion.

Über die Schwierigkeiten, Hürden und Erfolge bei der Einführung des MEILLER Produktionssystems berichtete Herr Domenico Sofra, Auftragssteuerung und Logistik, F. X. MEILLER Fahrzeug- und Maschinenfabrik GmbH & Co KG, München. Sehr anschaulich stellte er die Notwendigkeit eines umfassenden Lean-Konzepts welches werksübergreifend und unter Einbindung der Vorgesetzten agiert, sowie die Erfolgsfaktoren beim dauerhaften Etablieren eines klassischen Kaizenablaufs vor. Layered-Audit und Assessment sind seit vielen Jahren ein Standard bei Lean-Umsetzungen in Japan. In Europa und noch stärker in USA wird dies gerade unter dem neuen Namen Kata als Innovation angestrebt. Herr Steffen Konrad, Assistant General Manager, Magna Mirrors GmbH & Co. KG, Dorfprozelten stellte das Tool "Mafact" - Magna Produktionssystem vor, sowie die aktuellen Weiterentwicklungen der klassischen Ansätze die in Montage- und Logistikprozessen stattfanden.

Nachhaltigkeit von Lean-Maßnahmen zu erreichen, ist speziell bei der Einführung und Lenkung von Lean-Konzepten in Konzernen die größte Herausforderung. Andreas Wiertz Leiter Produktionssystem, ZF Friedrichshafen AG, Standort Passau stellte sehr anschaulich die Entwicklung und Ausbreitung der Lean-Maßnahmen über mehrere Jahre vor. Am Beispiel einer Onepiece-U-Shape-Linie des Standorts in Brasilien erläuterte er die Problematik der Vermittelbarkeit von Handlingsansätzen. Analog der von Hitoshi Takeda entwickelten Ansätze, welche mit Low-Cost-intelligent-Automation bzw. Synchrone Produktionssystemen einhergehen.